Die „Läden“ (auch „Standln“ genannt) in Mariazell am Hauptplatz
Die „Standln“ am Hauptplatz in Mariazell reihten sich immer schon um die Kirchenmauer. So sind Sie bereits „im Urbar“ von 1390 verzeichnet. Die Betreiber mussten, so die Aufzeichnungen, ein „Achtel Talg“ als Abgabe entrichten, es dürfte sich wohl dabei um den Brennstoff für das „Ewige Licht“ gehandelt haben.
Die Läden waren keineswegs nur zum Verkauf von Waren verwendet, sie wurden von Handwerkern wie Schmiede, Drechsler, Gürtler, Hafner, Glaser, Schuster als Werkstätten genutzt. Es waren einfache Holzhütten, die mit einem großen Klappladen verschlossen werden konnten.
Vollkommen vernichtet wurden die Läden im Ortszentrum beim großen Brand in Mariazell in der Allerheiligennacht im Jahre 1827. Beim Wiederaufbau wurden Sie nur herausgemauert und bekamen ein Blechdach. Ebenfalls wurde ein Rundgebäude die sogenannte Rondelle für 13 Läden und im Inneren ein Raum für die Feuerwehr errichtet. Ab diesem Zeitpunkt gab es auch 2 Ladenwächter.
Mit der Zeit hörte der Verkauf von selbst gefertigten Gewerbeartikel nach und nach auf und feilgeboten wurden Wallfahrtswaren und Reiseandenken.
Heute gibt es kaum Waren, die nicht angeboten werden.
Einige Ladenbetreiber, besonders Frauen, bestritten mit dem Einkommen Ihren Lebensunterhalt. Während in der Vergangenheit das Einkommen in der Wallfahrtssaison erwirtschaftet werden konnte, ist es heute notwendig auch außerhalb der kurzen Wallfahrtssaison Betriebe geöffnet zu haben um wenigstens die Betriebskosten für Sozialversicherung, Steuern, Pacht – für 12 Monate – abzudecken.
Es ist nicht immer leicht und stellt hohe gesundheitliche Anforderungen bei Wind und Wetter, Kälte, Nässe, und Zugluft den ganzen Tag die Waren in offenen Verkaufsstellen anzubieten. Besonders erschwerend ist die enorme Lärmbelästigung durch das Verkehrsaufkommen am Hauptplatz in unmittelbarer Nähe der Basilika und der Läden. Spiritualität für Pilger und Wallfahrer ist durch den höllischen Lärm der Motorradtouristen kaum möglich.
Zahlreiche Vorschläge und Anträge zumindest für eine Verkehrsberuhigung gab es und gibt es. Die verantwortlichen Politiker sind offensichtlich nicht willens und nicht in der Lage das Problem zu lösen. Die Läden und das bunte Treiben in unmittelbarer Nähe zur Basilika sind aber ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Mariazell, für die Wallfahrt und den Tourismus in der Region.